Ein neues Abenteuer war fällig, dieses Mal auf das Dach der Welt: Trekking in Nepal in der Khumbu-Region, besser bekannt als das Everest-Gebiet! Am 30.9.2018 um 22.20 Uhr startete unser Flug von Berlin über Doha nach Kathmandu, der Hauptstadt Nepals (1.300 Höhenmeter; 2,5 Mio Einwohner).

Gegen 22 Uhr einen Tag später trafen wir in unserem zuvor reservieren Hotel Tibet Peace Inn im Stadtviertel Thamel ein. Aufgrund des online beantragten Visa und dem organisierten Transport vom Hotel kamen wir gut zurecht und wurden nicht von dem Durcheinander am Flughafen aus der Ruhe gebracht. Meine Reisebegleiter Bettina und Chris bekamen ihr Zimmer in dem Hotel, ich wurde in das Hotel Sweet Town verlegt, fünf Fußminuten entfernt. Da einige Reisende nicht abreisen konnten, weil ihr Flug in die Berge nach Lukla aufgrund des schlechten Wetters nicht starten konnte, war das Hotel überbucht. Das Stadtviertel Thamel ist der touristische Dreh- und Angelpunkt der Stadt. Hier sind die meisten Hotels, Hostels, gemütlichen Restaurants und unzähligen Souvenirstände.

Laut und chaotisch ist es aber wie in der ganzen Stadt auch hier. Wir liefen trotz der späten Stunde noch etwas durch das Viertel, aßen eine Kleinigkeit, besorgten Geld und hofften, dass am nächsten Tag die Flüge nach Lukla wieder starteten, denn wir waren auf den 10.30 Uhr-Flug gebucht. Beruhigender Weise konnten mich der Lärm und die Hektik der Stadt nicht mehr stressen. Es ist das typische asiatische Wirrwarr, dass ich nach Sri Lanka und Indonesien nur zu gut kenne. Im Gegenteil, die kleinen Gassen von Thamel mit ihren unzähligen Werbetafeln haben irgendwie ihren Charme.
Nach einer Nacht mit wenig Schlaf und einer kalten Dusche am Morgen (das Hotel der anderen hatte warmes Wasser) machten wir uns auf zum Flughafen. Das Taxi, beziehungsweise dessen Zustand, war sehr abenteuerlich. Dass so manche Autos überhaupt noch fahren können ist erstaunlich. Die Rucksäcke wurden auf das Dach geschnürt und ab ging es durch das Verkehrschaos. Das nächste Chaos erwartete uns am Flughafen. Nach einer Stunde Anstehen, ohne dass sich etwas bewegte, erhielten wir immerhin die Auskunft, dass derzeit wegen des Wetters kein Flug nach Lukla geht, vielleicht aber im Laufe des Tages. Also eine Ecke suchen, warten und hoffen…

Zur Erläuterung: Der Tenzing-Hillary-Airport in Lukla (2.860 Höhenmeter) zählt zu den gefährlichsten Flughäfen der Welt. Die auf einer Bergterrasse gelegene Landebahn ist mit 550 Metern extrem kurz und kann nur bei sehr guten Sichtverhältnissen angeflogen werden. Täglich fliegen bis zu 50 kleine Propellermaschinen den Flughafen an bzw. versuchen es zumindest. Der ca. 30-minütige Flug erspart einem den fast einwöchigen Fußmarsch, oder den um einiges teureren Hubschrauberflug, der als Alternative zur Verfügung steht.

Zu unserem (vermeintlich) großen Glück wurde gegen 13 Uhr verkündet, dass die Flüge nach Lukla wieder starteten. Dank Bettinas stundenlanger Hartnäckigkeit schafften wir es mit als Erste einen Boarding Pass zu bekommen, obwohl noch genug Passagiere da waren, die auf Maschinen vor uns gebucht waren. Nach knapp einer Dreiviertel Stunde weiterer Warterei startete die erste Maschine nach Lukla, leider ohne uns. Wir waren auf eine spätere eingecheckt. Da die Maschine nach Lukla fliegt und erst zurückkommen muss, hieß das mindesten eine weitere Stunde warten. Auch in die zweite Maschine kamen wir nicht hinein. Nach acht Stunden am Flughafen warten, kam die zweite Maschine mit den Passagieren wieder zurück. Sie konnte nicht mehr in Lukla landen. Alle weiteren Flüge storniert. Also zurück nach Kathmandu und zumindest einen schönen Abend in der Stadt verbringen.

Ein kulinarisches Highlight ist ein Besuch im legendären Or2K. Serviert wird ein bunter Mix aus Salaten, Hummus und Naan-Broten. Gegessen wird auf großen Kissen auf dem Boden.
Nach einem gemütlichen Frühstück am kommenden Morgen wollte uns der Hoteldirektor persönlich zum Flughafen fahren. Da er auch den von uns angeboten geringeren Preis akzeptierte, fuhren wir mit ihm statt mit einem Taxi. Und schon sollte der Stress wieder beginnen. Sein Auto war einige Minuten zu Fuß vom Hotel entfernt und kaum losgefahren, landeten wir im Stau. Er fuhr nicht die Hauptstrecke, sondern schmalere Straßen, kein Weiterkommen mehr. Er versicherte uns, dass es sich darum kümmern würde, dass wir unseren Flug erreichen. Angeblich telefonierte er mit dem Piloten, der ihm mitteilte, dass der Flug eine halbe Stunde verspätet sei. Glauben konnten wir ihm das allerdings nicht. Wir stiegen irgendwann sehr nervös aus, rannten weiter Richtung Flughafen, samt unserem ganzen Gepäck, sprangen in ein anderes Taxi und schafften es gerade noch pünktlich zum Flughafen. Alle Flüge nach Lukla gecancelt!Auch der am Vortag versprochene Flug nach Phaplu, von wo aus wir in circa drei Tage nach Lukla laufen könnten, sollte nur begrenzt starten. Es herrschte wieder totales Chaos, viele Trekker vor Ort, auch einige bekannte Gesichter vom Vortag, alle erhielten eine andere Auskunft. Ein Helikopterflug sollte 500 US Dollar pro Person kosten, aber auch hier war nicht klar, ob er fliegen würde, für uns auch keine Alternative. Das Geld mussten wir als Sicherheitspuffer für die Rückreise bereithalten, damit wir im Notfall aus den Bergen herausfliegen könnten, um unseren Rückflug in die Heimat zu erreichen. Gegen 11 Uhr erhielten wir dann doch Boardkarten nach Phaplu, allerdings direkt mit der Ansage, dass das Wetter dort auch sehr schlecht sei. Also in der nächsten Halle weiter warten. Wir hatten irgendwie den Eindruck, dass man uns am Schalter loswerden wollte, nach dem Motto „die nervigsten Trekker in die nächste Halle schicken“. Hatte gestern ja auch funktioniert. Nach mehrfachem Vertrösten gegen 15.30 Uhr erneut die Mitteilung, dass alle Flüge gecancelt seien.
Ein Kanadier, Simon, und eine Koreanerin, Hyekyung, die auch bereits mit uns zwei Tage warteten, hatten sich für den kommenden Tag einen Jeep organisiert. Da wir das auch zwischenzeitlich beschlossen hatten, schlossen wir uns den Beiden an. So wurde es für alle günstiger. Jeeps können einen bis nach Salleri bzw. Phaplu bringen. Von dort ist es ein Drei-Tages-Marsch bis Lukla, wo das Flugzeug eigentlich landen würde. Da unsere Zeit natürlich begrenzt war, konnten wir kein Risiko mehr eingehen. Auch wenn am nächsten Tag die Flieger wieder starten würden, hatten wir keine Garantie, einen Flug zu bekommen, da die auf die Maschinen gebuchten Passagiere vorgezogen werden.
In Summe hatten wir damit sechs Tage „verloren“ und somit war der Tree-Passes-Treck, den wir uns vorgenommen hatten, nicht mehr annähernd zu schaffen. Aber was soll’s, dieses Risiko besteht immer und wir würden schon irgendwie das Beste daraus machen. Verloren ist auch nicht das richtige Wort, denn die Wander-Strecke nach Lukla ist sehr lohnenswert. Unsere beiden neuen Reisebegleiter reservierten uns ein Zimmer in ihrem Hostel. In unser Hotel wollten wir aufgrund der tollen Erfahrung am Morgen nicht zurück. Damit wir noch etwas von dem Tag hatten, beschlossen wir, vom Flughafen aus zur Pashupatinath Tempelanlage zu laufen. So konnten wir etwas die Füße vertreten und schon mal ein Gefühl für das Laufen mit Rucksack bekommen.

Pashupatinath (Verbrennungsstätte) liegt am heiligen Fluss Bagmati und ist das wichtigste hinduistische Heiligtum der Nepalesen. Der Bagmati mündet später in den Ganges und hat daher eine besondere religiöse Bedeutung für Hindus. Der Ort ist ein riesiger Tempelkomplex, der nur teilweise für Touristen zugänglich ist.
Am Fluss ist die Verbrennungsstelle, an der die Gläubigen ihre Toten verbrennen und deren Asche im Fluss beisetzen. So soll der Kreislauf der Wiedergeburten unterbrochen werden und die Toten Erlösung finden. Die Rituale vor den Tempeln von Pashupatinath können mit etwas Abstand von der anderen Flussseite aus beobachtet werden. Wir wussten nichts über die Bedeutung der Tempelanlage und waren zugegeben sehr überrascht und etwas erschrocken, als wir feststellten, dass wir gerade an der Beerdigungen fremder Menschen teilnahmen. Zunächst dachten, oder hofften wir, dass es sich um Puppen handele, die am Fluss aufgebart, gereinigt und verbrannt worden. Im Hinduismus sind Beerdigungen allerdings allgemein öffentlich und mit dem Tod wird anders umgegangen als in der westlichen Kultur.

Den Abend genossen wir mit Simon und Hyekyung bei leckerem lokalem Essen.
Zur Jeep-Fahrt und unserem Trekking im Hochgebirge des Himalayas erfolgt später ein Beitrag. Zunächst weiter zu Kathmandu, hier verbrachten wir nach unserem Bergabenteuer noch knapp zwei Tage, bevor es wieder nach Hause ging.
Nach vielen Tagen im Gebirge war die Rückkehr in die Hauptstadt vor allem geprägt durch Hitze, Staub, Abgase, viel Verkehr, schlechter Luft. Die Luftverschmutzung hier ist die dritthöchste der Welt. Kein Wunder, neben den Abgasen wird jeglicher Müll mitten auf der Straße angebrannt. Zudem ist Nepal eines der ärmsten Länder überhaupt.

Wir kehrten wieder in Thamel im Tibet Peace Inn ein, da wir hier auch einige Kleidungsstücke gelassen hatten. Endlich saubere Sachen, endlich fließendes Wasser, eine warme Dusche, eine eigene Toilette, ein frisches Handtuch und saubere Bettwäsche. Über was man sich doch alles nach den Entbehrungen in den Bergen freuen kann. Am Abend gönnten wir uns ein für nepalesische Verhältnisse teureres Essen in einem schönen Hotelhinterhof mit Livemusik. Am nächsten, unserem letzten Urlaubstag, wollten wir shoppen. Allerdings nicht in den Touristenläden, wo man minderwertige gefälschte Ware bekommt, sondern bei den Original-Labels. Leider waren aufgrund des Dashain-Festivals (das größte Hindu-Festival, wird überall in Nepal gefeiert) alle Läden geschlossen. Im Übrigen bieten die meisten Restaurants auch nur eine eingeschränkte Speisekarte an.

So besichtigten wir den Garden of Dreams (Eintritt 75 Cent) – die kleine grüne Oase im Zentrum. Dieser Garten soll zum Träumen einladen. Wir fanden ihn ganz nett, man sollte aber nicht zu viel erwarten. Um kurz der Hektik und dem Gestank der Stadt zu entfliehen und in Ruhe einen Kaffee zu trinken, lohnt er sich aber auf jeden Fall.

Um wenigstens noch etwas Kultur zu erleben, machten wir uns zu Fuß weiter Richtung Durbar Square auf. Auf dem Weg dorthin erlebten wir das noch etwas andere Kathmandu, weniger touristisch, noch hektischer, noch schmutziger, Waren aller Art auf den Gassen. Plötzlich kam mir Thamel wie ein schöner Urlaubsort vor.
Wir kehrten in einem einheimischen Lokal ein, welches lediglich aus einer circa sechs Quadratmeter großen Küche bestand, in der wir uns zwischen die Einheimischen setzten und der Köchin bei der Zubereitung unserer Essen zuschauten. Wir bestellten natürlich Sachen, die auf jeden Fall gekocht werden mussten und hofften, dass unsere Mägen alles vertragen. Tatsächlich bekam ich hier die leckersten Momos auf meiner ganzen Reise, für 75 Cent.


Der Durbar Square, Eintritt 1.000 Rupien (~ 7,50 €), ist wohl der bekannteste und geschichtsträchtigste Platz Kathmandus und das Herz der Stadt. Hier wurde der König gekrönt und von hier aus hat er regiert. Noch heute thront der mittlerweile zwar alte aber historisch sehr bedeutende Palast der Könige mitten auf dem Platz und mit ihm noch mehr als 50 weitere Pagoden, Stupas, Tempel und Paläste. Die meisten von ihnen wurden aus Holz von Hand gefertigt. Ganz besonders schön ist auch das holzgeschnitzte Haus der Kumari (Kindgöttin), der Inkarnation einer Göttin des Hinduismus. Der Platz wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Auf dem Durbar Square erinnern nur noch die vielen Gerüste an das Erdbeben. Die Tempel werden gerade fast alle restauriert. Ein Besuch lohnt sich aber auf jeden Fall, Führungen kann man vor Ort einfach buchen.




Um den Tag entspannt ausklingen zu lassen, buchten wir uns zurück in Thamel jeweils eine einstündige Thaimassage und wollten dann entspannt noch etwas essen und trinken gehen. Zufällig liefen wir Simon über den Weg, der gerade aus Lukla kam und keine halbe Stunde später stand Hyekyung zufällig vor uns. Was für eine Überraschung! Damit konnten wir erneut zu fünft zusammenkommen und einen wunderbaren Abschiedsabend gemeinsam feiern.

Mega interessanter Beitrag süße. Ich freue mich schon auf den nächsten und irgendwann auf deine persönlichen Erzählungen. ❤️
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