Nach einer kurzen Unterbrechung stand nun das letzte Stück des Rennsteigs über Pfingsten an. Zu meiner Freude haben sich spontan zwei Freundinnen aus Köln und Berlin entschlossen, mich auf diesem Teilstück zu begleiten. So starteten wir zu dritt am ersten Tag zur 30,7 Kilometer Etappe vom Grenzadler Oberhof über die Ebertwiese bis auf den Großen Inselsberg.

Das Wetter hatte sich etwas abgekühlt und die Sonne konnte sich nicht durch die Wolkendecke kämpfen, aber es blieb trocken. Der Weg war sehr schön, erneut sehr viel Wald und nette Raststätten unterwegs, an denen wir unter anderem eine leckere Thüringer Bratwurst genießen konnten. Das gehört ja auch dazu.


Das schwierigste Stück stand am Ende an: Der Aufstieg auf den Großen Inselsberg. Der Rennsteig führt hier an besonders markanten Granitfelsen, dem Glöckner (692 m), vorbei, steil und mit vielen unregelmäßigen Treppenstufen.
Das Stück machte mir richtig Spaß, da es endlich auf dem Weg einmal ein Abschnitt ist, der etwas anspruchsvoller war. Meine beiden Begleiterinnen waren allerdings sehr froh, als wir auf dem Gipfel waren. Für sie war die Etappe doch etwas herausfordernder als für mich. Leider hatten wir Pech mit der Aussicht. Normalerweise hat man vom Gipfel des Inselsberges einen 360 Grad Blick über Thüringen. Bei unserer Ankunft allerdings stark bewölkt, am nächsten Morgen dichter Nebel, noch weniger zu sehen. Dabei hatte ich mich so gefreut, endlich einmal in der Herberge auf dem Inselsberg zu übernachten, um Sonnenuntergang und Sonnenaufgang genießen zu können. Da muss ich wohl noch einmal wiederkommen…
Die Übernachtung in der Herberge Inselsberg kosten ca. 30 € pP inclusive Frühstück. Abendessen kann dazu gebucht werden. Es handelt sich um eine einfache, aber ausreichende Unterkunft. Vom Essen waren wir positiv überrascht.
Am nächsten Tag standen 21,3 Kilometer auf dem Programm. Vom Großen Inselsberg, vorbei am Hubertushaus, der Hohen Sonne bis zum Vachaer Stein.


Obwohl meine „Mädels“ etwas gefordert waren, entschlossen wir uns, auch noch den Abstecher durch die Drachenschlucht (ca. 2,6 Kilometer) zu machen. Ein wirklich sehr lohnenswerter Umweg! Auch wenn ich hier als Kind schon war, Erinnerungen daran hatte ich nicht. Die Schlucht ist sehr beeindruckend, an Wochenenden aber auch oft überfüllt, wie mir Freunde berichteten. Eine wunderschöne Abwechslung auf dem weiterhin stark bewaldeten Rennsteig.

Nach dem Abstecher zur Drachenschlucht und dem anschließenden Aufstieg auf den Kammweg sehnten wir uns nach der „Wilden Sau“, wo wir wieder auf den Rennsteig treffen sollten. Nach ein paarmal Verlaufen fanden wir endlich wieder auf den richtigen Weg und wurden an dem Platz mit einem tollen Blick auf die Wartburg belohnt. Der Blick wird ganzjährig vom Forstamt freigehalten.


Leider stellten wir erst hier fest, dass unser gebuchtes Hotel (Penta Hotel Eisenach) nicht wie beworben „in wenigen Gehminuten fußläufig zum Rennsteig“ lag, sondern noch 10 Kilometer entfernt war. So liefen wir noch ca. drei Kilometer zum Vachaer Stein, wo der Rennsteig von einer Straße gekreuzt wird und entschlossen uns zu trampen (das hatte ich ja zur Genüge in Neuseeland gelernt…). Unfassbar…keine fünf Minuten und ein freundliches Eisenacher Pärchen räumte ihr Auto frei, um uns drei mit nach Eisenach zu nehmen. In Eisenach fanden wir auch direkt einen Anschlusstransport, der uns tatsächlich bis zu unserem Hotel, vier Kilometer außerhalb in einem Industriegebiet fuhr. Danke an die super freundlichen und hilfsbereiten Eisenacher Bürger!!!
Auch wenn die Lage des Hotels zu wünschen übrig lässt, ist das Hotel selbst super schön. Wir genossen bei einem Aperol Spritz den Sonnenuntergang auf der Terrasse, entspannten in der Sauna und gönnten uns noch eine leckere Flasche Rotwein…

Bis zum Ziel nach Hörschel waren es noch ca. 10 Kilometer. Da eine Freundin allerdings Muskelkater bis in den kleinen Zeh hatte, das Wetter sehr schön war und ich dieses Stück der Strecke schon kannte, beschlossen wir, das Stück nicht zu Ende zu gehen, sondern die Wartburg zu besichtigen und uns einen schönen Tag in Eisenach zu machen.


Insgesamt eine wunderschöne entspannte Zeit in der Natur mit Freunden. Thüringen hat noch einiges mehr zu bieten, viele Abstecher vom Rennsteig haben sicherlich ihren Reiz, konnten aber in der kurzen Zeit natürlich nicht gemacht werden. Daher steht fest: Ein Wiederkommen wird erfolgen!
Bezüglich der deutschen Fernwanderwege ist der Rennsteig zwar der älteste und bekannteste Weg Deutschlands, empfehlenswert allerdings eher für Menschen, die die Ruhe im Wald suchen. Mir war es zu viel Wald und zu wenig Weitblicke. Der Weg zu großen Teilen zu einfach zu gehen. Die Herausforderung und Abwechslung fehlte mir etwas. Da es sich um einen alten Grenz- und Handelsweg handelt, verläuft er des Öfteren in Straßennähe oder sogar an Straßen. Das lohnenswerteste und abwechslungsreichste Stück ist zwischen Hörschel und Oberhof. Hier sind auch selten Straßen. Außerdem ist die Versorgung mit bewirteten Rastplätzen hier sehr gut. Im Vergleich zu meinen bisherigen deutschen Fernwanderwegen sehe ich ihn hinter dem beeindruckenden Malerweg und dem Rheinsteig (allerdings auch hier ein paar Abstriche).
Danke an das grüne Herz Deutschlands…Ich habe viel Kraft geschöpft und komme wieder 🙂